Feinrechen
Der Feinrechen, der eine Spaltbreite von 6 mm besitzt, hält weitestgehend alle Kleinpartikel und Faserstoffe zurück, welche dann anschließend in der Rechengutwaschanlage gespült und auf einen Trockensubstanzgehalt von ca. 35 % entwässert werden.
Belüfteter Sandfang mit Leichtstoffabscheider
Mit dem Abwasser gelangt - besonders bei starken Regenfällen - Sand zur Kläranlage. Dieser Sand würde bei der Schlammbehandlung zu Pumpenschäden und Verstopfungen führen. Beim belüfteten Sandfang wird durch seitliche Lufteinpressung eine horizontale Wasserwalze erzeugt, durch deren Turbulenz Sand und Schlamm getrennt werden. Durch einen Saugräumer wird der abgesetzte Sand in einen Sandklassierer gefördert. Der Sand wird anschließend fachgerecht entsorgt. Die auf ähnliche Weise abgetrennten Leichtstoffe (Fette, Öle) werden dem Faulbehälter zugeführt.
Vorklärbecken und Regenüberlaufbecken
Im Anschluss an den Sandfang gelangt das Abwasser in das Vorklärbecken, das einen Nutzinhalt von 540 m3 besitzt. Hier setzt sich der im Abwasser enthaltene Schlamm aufgrund der geringen Fließgeschwindigkeit ab. Die Aufenthaltszeit des Abwassers im Vorklärbecken beträgt bei Trockenwetter ca. 1,5 Stunden. Neben dem Vorklärbecken befindet sich ein Regenüberlaufbecken mit ebenfalls 540 m3 Inhalt. Dieses Becken füllt sich, sobald die biologisch zu behandelnde Abwassermenge von ca. 300 l/s überschritten wird.
Belebungsbecken
Das Belebungsbecken hat ein Volumen von insgesamt 5.000 m3. Es ist unterteilt in Nitrifikations- und Denitrifikationszonen. Die Nitrifikationszonen werden stark belüftet. Mikroorganismen bauen die organischen Inhaltsstoffe des Abwassers biologisch ab. Darüber hinaus wird der vorwiegend als Ammonium vorliegende Stickstoff in Nitrat umgewandelt. In den Denitrifikationszonen findet keine Belüftung statt, das Abwasser wird lediglich durch Rührwerke in der Schwebe gehalten. Hier findet die Umwandlung des Nitrats in gasförmigen Stickstoff statt. Spezielle Bakterien veratmen beim Abbau der organischen Kohlenstoffverbindungen Sauerstoff.
Nachklärbecken
Das aus den Belebungsbecken kommende Abwasser wird mit den Belebtschlammflocken den Nachklärbecken zugeleitet und von dort tangential in die Becken verteilt. Durch die langsame und turbulenzfreie Strömung in den Becken kann sich der biologische Schlamm absetzen. Die beiden Nachklärbecken können parallel oder hintereinander betrieben werden.
Flockungsfiltration
Durch Zugabe von Eisensalzen als Fällmittel werden im Abwasser Flocken gebildet. Diese verbinden sich mit Phosphor und werden über den Sandfilter zurückgehalten.
Der Grenzwert für Phosphor liegt aufgrund der einzuhaltenden Bodenseerichtlinien bei 0,3 mg/l.
Gebläsestation
Hier wird mit Verdichtern die benötigte Druckluft erzeugt, die im Sandfang und in den Belebungsbecken benötigt wird.
Voreindicker
Der sich im Vorklärbecken absetzende Schlamm (Primärschlamm) und der ständig zuwachsende überschüssige Bakterienschlamm aus der Nachklärung (Überschussschlamm) werden in den Voreindicker, der 610 m3 Nutzinhalt besitzt, abgezogen und dort durch die vorhandene Schwerkraft eingedickt. Der dann vorliegende Rohschlamm mit ca. 5% Trockensubstanz (5% Trockenmasse, 95% Wasser) wird dann in die Schlammstabilisierungsanlage, die Faulbehälter gefördert.
Faulbehälter
Von den vorhandenen zwei Faulbehältern besitzt jeder ein Volumen von 2.400 m3. Der Schlamm aus dem Voreindicker wird auf ca. 35 ° C erwärmt und zur Ausfaulung in einen der Faulbehälter gefördert. Die Ausfaulzeit beträgt rd. 30 Tage. Das bei der Ausfaulung entstehende Methangas wird im Gasbehälter gesammelt und anschließend im Blockheizkraftwerk (BHKW) verstromt.
Kammerfilterpresse (KFP)
In der Kammerfilterpresse wird der konditionierte Schlamm auf ca. 35% Trockensubstanz (35% Trockenmasse, 65% Wasser) entwässert. Die KFP weist eine Filterfläche von 320 m2 auf, die mit Schlamm gefüllt wird, und aus der dann mit einem Druck von max. 13 bar das Wasser herausgepresst wird. Die gesamte anfallende und zu verwertende Schlammmenge beläuft sich auf ca. 1.800 t pro Jahr.
Klärschlammlagerhalle
Die Klärschlammlagerhalle weist ein Fassungsvermögen von ca. 500 m3 auf, und erlaubt somit bei Bedarf eine Zwischenlagerung des anfallenden Klärschlammes über mehrere Monate. Der entwässerte Klärschlamm wird thermisch verwertet. Er wird einer naheliegenden Monoverbrennungsanlage mit Phosphatrückgewinnung zugeführt.
Gasspeicher
Das bei der Ausfaulung entstehende Methangas wird in dem 1.000 m3 fassenden Gasbehälter gespeichert und dem Blockheizkraftwerk zugeführt.
Blockheizkraftwerk (BHKW)
Das anfallende Methangas, durchschnittlich ca. 1.200 m3 pro Tag, wird hier verstromt. Es befinden sich 2 BHKWs im Einsatz, wobei das neuere Aggregat mit einer elektrischen Leistung von 190 kW den Grundbedarf der Kläranlage abdeckt, und im Normalfall 24 Stunden am Tag in Betrieb ist. Das anfallende Kühlwasser dient zur Beheizung der beiden Faulbehälter und im Winter zusätzlich zur Heizung des Betriebsgebäudes. Die jährlich produzierte Energiemenge beträgt rd. 1.300.000 kWh, dies ist mehr als die Kläranlage im Jahr benötigt, die überschüssige Menge von ca. 300.000 kWh wird in das Stromnetz eingespeist.
Labor
Zur Überwachung des gesamten Klärprozesses ist ein Labor nach dem neuesten Stand der Abwasseranalytik im Betriebsgebäude vorhanden. Hier werden Messungen nach den Eigenüberwachungsbestimmungen durchgeführt. Die amtliche Kontrolle erfolgt durch das Landratsamt Lindau und das Wasserwirtschaftsamt Kempten.
Prozessleitsystem
In der Schaltwarte laufen alle wichtigen Betriebsdaten auf. Das Prozessleitsystem registriert und speichert alle wesentlichen Betriebsvorgänge, Messungen und Meldungen. Alle wichtigen Betriebsstörungen der Kläranlage oder einer der Außenstationen werden dem Betriebspersonal sofort gemeldet. Außerhalb der regulären Arbeitszeit erhält der Bereitschaftsdienst die Meldung sofort über den Sprachmelder auf das Mobiltelefon.
Fernwirktechnik
Alle wichtigen Außenstationen werden über das das Fernwirksystem erfasst.
Es werden hier die Stör- und Betriebsmeldungen von 12 Regenüberlaufbecken, 30 Pumpstationen und 4 Messschächten aufgezeichnet, ausgewertet und bei Bedarf als Störmeldung an das Leitsystem weitergemeldet.